Die IBT unterwegs
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Bericht zur Bildungsfahrt in die Steiermark und nach Salzburg
Freitag, 16.05. - Sonntag, 18.05.2025
von Susanne Hanser-Vetchy
Die Bildungsfahrt 2025 führte uns in die Steiermark. Auf der weiten Reise dorthin stärkten wir uns bei einem wunderbaren Frühstück in Mittersill. Nach der Ankunft in Murau besuchten wir zum Mittagessen das Braugasthaus, bevor wir durch die schöne Altstadt zum Stadtplatz spazierten, wo sich unser Ziel befand.
STADTBÜCHEREI MURAU
Mitten in der historischen Altstadt, in einem frisch renovierten Herrenhaus am Hauptplatz, liegt die Bücherei. Beim Umzug in das mittelalterliche Haus, vor eineinhalb Jahren, wurden mithilfe der Schüler*innen der Polytechnischen Schule 7000 Medien in 200 Bananenschachteln in die neuen Räumlichkeiten transportiert und innerhalb einer Woche von den Bibliothekar*innen in die Regale geräumt
Unter der Leitung von Magistra Manuela Kühr, der 5. Büchereileiterin seit der Gründung 1946, wurde die Bücherei modern und barrierefrei gestaltet und bietet viel Platz für die Leserinnen und Leser. Auch der Seminarraum der Gemeinde kann für diverse Veranstaltungen mitbenutzt werden, Lesungen werden hier ausgerichtet, Kindergärten und Schulklassen kommen vorbei, das Lesezentrum Steiermark, der Vorlesehund Teddy, der Lesezirkel, die Tagesstätte, der Vorlesefriseur (im Sommer) und auch kleine Gruppen nützen das Platzangebot zum Spielen .
Der beeindruckende Bestand umfasst 7500 Medien, davon 250 Tonies, die ohne zusätzliche Verpackung verliehen werden, 2 Tonieboxen, die gegen eine Kaution von 20 € mit nach Hause genommen werden können, sowie zahlreiche Spiele und Kinder-DVDs, aber keine Zeitschriften.
Die Bücherei verwendet das Bibliotheksprogramm Biblioweb und bietet verschiedene Tarife an: 16 € für Erwachsene beziehungsweise 25 € inklusive Onleihe und einen Familientarif von 32 €, während Kinder kostenlos lesen können. Die Büchereileiterin ist für 20 Stunden angestellt, mit 10 davon bedient sie die Öffnungszeit (16 Stunden), eine Mitarbeiterin leistet 8 Stunden, fallweise hilft ein ehrenamtlicher Mitarbeiter. Im Jahr 2024 gab es 740 Neuanschaffungen. ausgeschiedene Bücher werden über Second-Hand Plattformen oder Flohmärkte verkauft.
Die Stadtbücherei Murau ist ein wichtiger Treffpunkt der Region, da es im Umkreis von 60 km keine weitere Bücherei gibt. Dies spiegelt sich auch in der hohen Leserzahl von über 500 bei 3400 Einwohnern wider.
Bei Kaffee und Keksen konnte der fachliche Austausch weiter gepflegt werden, bevor wir uns auf die Weiterfahrt zu unserem Quartier in Aigen in Ennstal machten.
STIFT ADMONT
Am zweiten Tag stand ein Besuch der Stiftsbibliothek Admont am Programm. Im berühmten Bibliothekssaal erwartete uns ein barockes Gesamtkunstwerk. Gegründet wurde das Kloster von Hemma von Gurk vor 950 Jahren. Erzbischof von Gebhard von Salzburg, ein Benediktiner, kam 1074 mit 12 Mönchen und vielen Büchern nach Admont. Im 12. Jahrhundert gab es in Admont schon mehr Bücher als in der vatikanischen Bibliothek in Rom. 1764 wurde aufgrund von Platzmangel unter Abt Offner mit dem Bau eines größeren Büchersaales begonnen. Der österreichische Barockbaumeister Josef Hueber war schon dem Geist der Aufklärung verpflichtet und schuf einen Raum, der mit Licht und Weite gestaltet wurde. Dafür sorgten ursprünglich 60 Fenster, später wurden allerdings 12 davon aus Platzmangel mit Regalen verstellt. Der Raum wurde 70 Meter lang, 14 Meter breit und bis zu 12 Meter hoch und ist auch heute noch die weltgrößte Klosterbibliothek.
Im Saal sind 70.000 Bände zu sehen, alle gedruckt, katalogisiert und archiviert, einen Stock tiefer befinden sich im klimatisierten, dunklen Archiv alte Handschriften, Nonnenbriefe und Inkunabeln, insgesamt sind es 120.000 Werke. Das älteste Schriftstück besteht aus 2 Fragmenten aus dem 9.Jahrhundert, das 2012 in einer Schuhschachtel im Archiv gefunden worden ist. Die Schriften im Archiv sind digitalisiert und können im Internet aufgerufen werden. Das wird von Doktoranden oder Wissenschaftlern genutzt. Die Bücher können nicht ausgeborgt werden, aber sie dürfen in den Sälen eingesehen werden. Nur Mönche dürfen theologische Bücher zum Lehren und Lernen herausnehmen.
Im weltlichen Teil der Bibliothek gibt es Bücher aus Geschichte, Geographie, Philosophie, Naturwissenschaften, Physik, Chemie, Medizin, Pharmazie, Bücher von Schriftgelehrten, Lexika, Enzyklopädien und Nachschlagewerke.
Die künstlerische Ausstattung wurde im Stile des Rokoko gestaltet, alles weiß und goldfarben, die dunklen, ledergebundenen Bücher wurden mit Kalk angemalt, damit sie nicht düster wirken. Josef Stammel gestaltete Konsolenbüsten aus Lindenholz und ein Relief über der Eingangstür das das salomonische Urteil abbildet. Die Fresken in den 7 Kuppeln der 3 Säle stammen von Bartolomeo Altomonte und wurden in weniger als 2 Jahren fertiggestellt und zeigen Verbindungen zwischen Religion, Wissenschaft und Künsten.
Im 2. Saal befindet sich die Skulpturengruppe „Die vier letzten Dinge“ von Josef Stammel, einer spätbarocken Darstellung von Tod, jüngstem Gericht, Himmel und Hölle. Sie soll darauf hinweisen, dass die wichtigsten Bücher des Klosters die Bibeln, die Heiligen Schriften, die Schriften der Kirchenlehre und die Gebetsbücher sind. Die überlebensgroßen Figuren wurden aus Lindenholz geschnitzt und mit Bronzestaub beschichtet. Weiters gibt es 4 Frauenfiguren - die göttliche Weisheit, die ewige Wahrheit, die Klugheit und die Wissenschaft.
Auch der Boden gehört zum Gesamtkunstwerk, er ist aus österreichischem Marmor, der rote aus Adnet/Hallein, der weiße aus der Sölk und der graue aus den Wildalpen. Er ist im Rautenmuster mit 3D Effekt verlegt und zeigt Treppen zum Wissen und zur Schöpfung, aufgeschlagene Bücher, aufgestellte Bücher, Blumen oder Sterne. Die Stiege ist aus Eisblumenmagnesit (Pinolith) aus dem Triebental.
Auf die umführenden Galerien kommt man über Stiegen, die hinter Geheimtüren liegen, die aus täuschend ähnlichen Buchattrappen bestehen und nicht sichtbare Öffnungsmechanismen verbergen.
Im Kloster leben 26 Mönche mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren, Sie kümmern sich hauptsächlich um die Seelsorge in den Pfarrverbänden. Abt Gerhard hat auch Wirtschaft studiert, denn das Stift ist ein großer Wirtschaftsbetrieb, der sich selbst erhalten muss. Dazu gehören die Schule, das Museum, Tourismus, Essen auf Rädern, Betriebsküche für Schule und Mönche, die Gärtnerei, die Holzindustrie (Admonter Böden), Forstwirtschaft, , Immobilien, ein Weingut und die Energieversorgung; die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft sind verpachtet. Das Stift ist mit ca. 600 weltlichen Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Region.
2004 bis 2008 wurde die Bibliothek restauriert, alles vom Staub befreit, gesäubert und vom Ungeziefer befreit. Die Fresken wurden gereinigt und ausgebessert, mussten aber nicht nachgemalt werden. Sie sind so gut erhalten, da es in den Räumen nie Kerzenlicht gegeben hat, die Fenster nie geöffnet worden sind und keine Heizung vorhanden ist. 2016 wurde die Bibliothek von Schädlingen befallen, alle Bücher mussten händisch ausgeräumt und durchsucht werden. Danach wurde die Bibliothek 2 Tage lang mit Gas geflutet und immer noch wird mit Fallen und händisch kontrolliert.
Auch schlechte Zeiten für das Kloster gab es:
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1152 fällt die als schönstes Gotteshaus im weiten Umkreis gelobte Stiftskirche einer Brandkatastrophe zum Opfer.
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In der Reformationszeit heirateten alle Nonnen aus dem Frauenkloster weg und auch alle Mönche bis auf einen verließen das Männerkloster .
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In der Weltwirtschaftskrise musste die kunstvolle Admonter Madonna, die Abt Engelbert ins Stift gebracht hatte, ans Johanneum Graz verkauft werden, die Riesenbibel an die Nationalbibliothek in Wien und auch andere Kunstwerke an reisende Kaufleute. Heutzutage wird versucht, einige dieser Werke, vor allem Bücher zurückzukaufen.
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Im 2. Weltkrieg besetzten die Nationalsozialisten das Stift und verkauften auch Bücher, notierten aber alles, sodass vieles später wieder zurückgekauft werden konnte.
Im Anschluss an die Bibliotheksführung konnten wir noch den Museumsbereich mit einem Naturhistorischen Museum, einer Ausstellung über 940 Jahre Stift Admont, einem Gotikmuseum, einem Kunsthistorischen Museum und einem Museum über Gegenwartskunst besichtigen.
Nach einem Besuch des Stiftsgartens und der Stiftskirche kehrten wir im Stiftskeller zum Mittagessen ein.
NATIONALPARK GESÄUSE
Am Nachmittag fuhren wir, begleitet von einer Rangerin, in das beeindruckende Gesäuse, das nach der letzten Eiszeit entstanden ist. Die schroffen Berghänge, die sich steil über der Straße und der Eisenbahn erheben, lassen nur wenig Platz für die Durchfahrt. Die Enns, ein wilder und ungestümer Fluss, schießt bis zu 30 Meter tief durch das Kalkgestein und bietet spektakuläre Einblicke in die Natur.
Das Gesäuse wurde 2002 zum Nationalpark erklärt, um das einzigartige Ökosystem zu schützen und zu erhalten. Die Sandbänke bieten Brutplätze für den Flussuferläufer, die typischen Pflanzen der Region, die sibirische Iris, der Sumpfknöterich und die zierliche Federnelke können ungestört gedeihen. In diesem Gebiet wird nicht in die Natur eingegriffen, es gibt keine Waldbewirtschaftung, keine Wildfütterung und keine Kraftwerke. Nur Eingriffe zur Erhaltung von Straße und Bahn sowie die Beseitigung von Neophyten sind erlaubt. Auch die schonende Nutzung der Natur durch Wanderer, Kletterer oder Kajakfahrer und die Bewirtschaftung einiger Hütten ist gestattet. Dieser Schutz ermöglicht es, die Natur in ihrer ursprünglichen Form zu erleben und zu bewahren.
Schon 1875 wurde die Eisenbahnstrecke Amstetten - Selztal unter dem Namen „Kronprinz Rudolf Bahn“ erbaut. Ursprünglich nur für den Güterverkehr gedacht, verkehren nun auch Personenzüge an Wochenenden.
In Johnsbach wanderten wir zum bekannten Bergsteigerfriedhof und in Gstatterboden kehrten wir im Nationalparkhaus ein, bevor wir in Hieflau das Gesäuse verließen und über Landl (Gegend der Hammerherren), St. Gallen (Ruine Gallenstein) und den Buchauer Sattel nach Admont zurückkehrten.
SALZBURG
Am Sonntag reisten wir in die Stadt Salzburg und besuchten die Lyrikmatinee des 17. Literaturfestes Salzburg, die traditionellerweise den letzten Rahmenpunkt des Literaturfests darstellt. Yevgeniy Breyger, Esther Kinsky und Daniela Seel lasen im Marionettentheater aus ihren neuesten Werken, umrahmt von der experimentell musizierenden Flötistin Marina Iglesias. Die Bücher der Lyriker*innen wurden am Vortag beim Pub Quiz verlost und finden jetzt ein neues Zuhause in Kramsach, Natters, Hopfgarten und Innsbruck.
Bevor wir uns wieder auf der Rückreise nach Tirol begaben, hatten wir noch Zeit die Stadt Salzburg zu Fuß zu erkunden. Da an diesem Tag der Salzburgmarathon stattfand, hatten wir die Gelegenheit autofrei, begleitet vom besonderen Flair der Marathonläufer, durch die Straßen zu schlendern.
Es war ein wunderbares, amüsantes Wochenende mit allen und der Vorstand freut sich schon auf die nächste Bildungsfahrt im kommenden Jahr!