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EXKURSIONEN

Die IBT unterwegs

In den seitlichen Menüpunkten finden Sie die Berichte zu den vergangenen Ausflugszielen des IBT.

 

Bericht zur Bildungsfahrt in die Wachau

Freitag, 12.4. - Sonntag, 14.04.2024

von Susanne Hanser-Vetchy

Stadtbücherei Rosenheim

Nachdem wir im Vorjahr Richtung Westen nach Vorarlberg gefahren waren, führte uns die Bildungsreise heuer Richtung Osten nach Rosenheim, St. Florian, Melk, Dürnstein und zum Kinderbuchhaus nach Obernberg an der Melk. Als Erstes machten wir eine Führung in der Stadtbücherei Rosenheim. Wir wurden auf dem Vorplatz empfangen, der, obwohl eigentlich öffentlich, von der Bibliothek im Sommer für Lesungen oder Konzerte genutzt wird, weil es dadurch kostenfreie Veranstaltungen für Rosenheimer gibt. Auf dem Platz befindet sich neben Spielgeräten, Sitzgelegenheiten und Hochbeeten für Kräuter auch ein Tauschregal, das eigens entworfen wurde. Die Stadtbücherei erstreckt sich über drei Ebenen, in denen verschiedene Bereiche untergebracht sind. Im Erdgeschoss befindet sich auch ein Rückgabe-Automat, der außerhalb der Öffnungszeiten benutzt werden kann. Er wurde nachträglich eingebaut und zugunsten eines geringeren Platzbedarfes wurde auf eine Sortieranlage verzichtet. Die Bücher werden größtenteils von den Ehrenamtlichen wieder einsortiert. Es gibt 25 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, die gemeinsam ungefähr eine Vollzeitstelle abdecken. 20 Mitarbeiter*innen sind angestellt und bekleiden insgesamt 11 Vollzeitstellen. Sie bearbeiten die verschiedenen Lektorate und Aufgabengebiete je nach Interesse. In der Bibliothek gibt es circa 98.000 Medien und 92.000 elektronische Medien. Der Mitgliedsbeitrag für Erwachsene beträgt 20 €, bis 18 Jahre ist die Ausleihe kostenlos und Auszubildende und Studierende bezahlen 10 €. An Gebühren fallen sonst nur für Reservierungen 1€ und für Überziehungen 50 Cent an. Es gibt 18.000 aktive Ausleiher*innen, wobei jährlich ca. 2.500 Mitglieder wegfallen und ebenso viele wieder dazu kommen. Ferner gibt es im Erdgeschoss neben Tonies auch verschiedene Themenkoffer, die für Kindergeburtstage oder ähnliches verliehen werden. Zudem findet sich hier eine Bibliothek der Dinge in der in alten Garderobenschränken verschiedenste Leihgegenstände zu finden sind, die jeder gut gebrauchen kann, aber niemand zu Hause haben muss, wie: Schlagbohrer, Getreidemühle, Schneeschuhe, Nähmaschine, Eismaschine, Seifenblasenmaschine oder eine Polaroidkamera.

Im Lesecafé gibt es 170 Zeitschriften, Zeitungen und regionale Tageszeitungen, eine Kaffeemaschine und einen Teppichboden aus Streifen die man bei Bedarf auswechseln kann. Das Lesecafé kann man so wie auch alle anderen Räumlichkeiten kostenlos benutzen, einen Mitgliedsbeitrag muss nur bezahlen, wer auch etwas mit nach Hause nehmen will. Das Erdgeschoss ist eine ehemalige Brauerei-Halle mit Gewölbe, welches für Lesungen akustisch ungeeignet ist.

Im ersten Stock gibt es dank Rollregalen Platz für diverse Veranstaltungen, Sitz- und Arbeitsplätze in vielen Nischen samt Wasserbrunnen, die gerne von Schülern genutzt werden und in denen auch verschiedene Kurse stattfinden. Wegen der Veranstaltungen und den damit in Zusammenhang stehenden Umbaumaßnahmen oder Führungen bleibt die Bücherei montags geschlossen. An allen anderen Tagen öffnet sie erst um 10 Uhr. Im Kinderhaus findet man neben Kinderbüchern für alle Altersklassen auch überall den Lesefrosch – das Maskottchen der Kinderbücherei. Sitzgelegenheiten eine Lesehöhle und dank Rollregalen Platz für Isomatten für die Lesenächte.

 

Unter dem Dach befinden sich weitere Sachbücher wobei uns besonders die große Menge an Handarbeitsbüchern und die noch größere Menge an Reiseführern beeindruckte. Die Reiseführer sind oft in dreifacher Ausführung vorhanden und allerhöchstens vier Jahre alt. Zur Finanzierung der Medien wird mit Unternehmen zusammengearbeitet (Bibliothek der Dinge), mit Sponsoren und mit Buchpaten-Spendern (wer sein neues Buch nicht mehr braucht, kann es der Bücherei spenden).

Was wir auch noch gehört haben:

  • Medien werden auf dem Nachhauseweg mit dem Fahrrad an Leser*innen geliefert

  • Es werden immer wieder Sachen gesammelt, derzeit Korken für eine Rosenheimer Schuhfirma

  • Es ist sehr hilfreich, wenn der Architekt selbst Leser ist und für die Bücherei brennt!

  • Nützlich ist ein Teppichboden aus verschiedenen Farbstreifen, die bei Bedarf ausgetauscht werden können!

 

Alle Mitreisenden vor der Stadtbücherei Rosenheim

 

Stift St. Florian

Nach einem köstlichen Mittagessen im eher kühlen Garten des Schlosshotels Mondsee fuhren wir zu unserem nächsten Ziel: dem Stift St Florian. Dort erwartete uns der Chorherr Harald Ehrl, der Kustos des Stiftes. Er führte uns in den Lesesaal, in dem 35.000 der insgesamt 160.000 Bände des Stiftes stehen. Es finden sich darunter verschiedene Sammlungen. Bedeutsam ist die Sammlung von ca. 1.000 Handschriften, die älteste aus dem 6. Jahrhundert, sowie ein großer Bestand an Inkunabeln, Teilbestände der Dogmatik des Islams (in den 50er Jahren der größte Bestand der islamischen Arabistik).

Die ersten Bücher beschäftigen sich mit Theologie. Messbücher, Chorbücher oder Bücher für Schriftlesungen sind der Grundstock einer klösterlichen Bibliothek. Dann folgte eine Erweiterung mit Rechtsbüchern, später mit Medizin und Philosophie und schließlich auch mit Literatur.

Es gibt schon lange eine Bibliotheksordnung, eingeführt aus dem Grund, dass keine Werke ohne Wissen des Bibliothekars entfernt werden sollten (darauf drohte eine leichte Kirchenstrafe).

Wir bekamen eine ganze Reihe von Kodizes und Fragmenten zu sehen, Handschriften und Drucke mit prachtvollen Initialen und Zeichnungen. Überraschenderweise berührte der Chorherr die wertvollen Bücher mit bloßen Händen nach dem, bereits zur Zeit der Herstellung der Bücher vorherrschendem Motto "wasche deine Finger mit Wasser und wende das Blatt vorsichtig" – mit Handschuhen hingegen habe man kein Gefühl und könnte die Bücher daher eher beschädigen.

Vor uns lag auch die St. Florianer Riesenbibel, ein Pergamentkodex, entstanden um 1140, 36 kg schwer und 400 Blätter dick. Jedes Blatt misst etwa 60 x 90 cm und wird aus der Haut eines Tieres hergestellt. Dafür infrage kamen Ziegen, Schafe oder Kälber. Die Häute mussten fehlerfrei sein, die Haare bzw. die Kollagenschicht wurde abgeschabt und die Haut mit Kalkbeize behandelt. Man erkennt einen Unterschied zwischen der Haarseite und der Innenhautseite. Hatte das Tier eine Verletzung oder eine Hautkrankheit war das Pergament als Buchseite nicht verwendbar. Die Bibel wurde von einer Person geschrieben, die Plätze für die Initialen oder Bilder freiließ, die wiederum von Illuminatoren angemalt wurden. Herr Ehrl zeigte uns ein Bild eines solchen Schreibers, der in einer Hand das Schreibwerkzeug, nämlich eine Gänsekielfeder hält und in der anderen Hand das Radierwerkzeug zum Abschaben von Fehlern. Die Federn mussten zugespitzt werden und dann immer wieder nachgeschnitten, weil sie durch die Tinte weich wurden. Der Illuminator brauchte unter anderem einen Eberstoßzahn, um damit die Randleisten aus Blattgold zu polieren. Aus einer Handschrift von Theophilus haben wir eine genaue Anleitung zum Zeichnen eines Gesichtes gehört.

In St Florian befindet sich auch die älteste Neumenhandschrift Österreichs. Sie ist aus dem 9. Jahrhundert und wurde vom Stift Mondsee angekauft. Es handelt sich um eine Notenschrift für Gesänge. Das sind die Lamentationen des Propheten Jeremia, die auch heute noch am Gründonnerstag, am Karfreitag und am Karsamstag bei der Liturgie gesungen werden. Man sieht, dass es sich um ein Gebrauchsbuch handelt, in das auch Notizen gemacht werden. Die Schließen des Kodex verschließen das Buch völlig luftdicht, staubdicht und wasserdicht und haben außerdem Buckeln, damit der Bucheinband geschont wird. Die Buchdeckel sind aus Buchenholz, woraus sich auch der Name Buch ableitet. In einem Messbuch sahen wir sechs verschiedene Handschriften, da immer wieder Tagesgebete für aktuelle Ereignisse ergänzt worden waren.

Als Nächstes zeigte uns Herr Ehrl die Schedelsche Weltchronik aus dem Jahre 1473, ein Druckwerk von Anton Koberger. Hartmann Schädel war Nürnberger Arzt mit einer bedeutenden Hausbibliothek, der dieses Werk mit mehr als 1.800 Illustrationen (kolorierte Holzschnitte) verfasst hatte und damit den besten und aktuellsten Reiseführer seiner Zeit.

Alle großen Städte Europas wurden in zeitgenössischer Ansicht in Holzschnitten dargestellt. Enea Silvia Piccolomini hat den Artikel über Wien geschrieben, in dem er sich wundert, wie viel Wein dort getrunken, wie viel Wildbret gegessen wird und dass die Wohnungen wie kleine Fürstenhäuser ausschauen würden.

Der erste Buchdrucker in Oberösterreich war Johannes Plank, der von Johannes Kepler nach Linz geholt worden war. Zum Mozartjahr 1991 konnte vom Stift eine bis dahin völlig unbekannte Skizze über das Leben Mozarts von Heinrich Degen beigesteuert werden. Als Buch zum heurigen Brucknerjahr konnten wir das „Buch zur Ehrung des Fleißes in der Volksschule“ sehen, in dem Bruckner als Lehrer eine Beurteilung der Schüler vorgenommen hatte.

Zum Schluss sahen wir das kleinste Buch der Bibliothek. Es ist gedruckt, handgeheftet und hat eine Blattvergoldung. Der Schriftspiegel ist 3,5 x 3,5 mm groß. Es enthält das Vaterunser in 7 verschiedenen Sprachen.

Zum Abschluss führte uns Herr Ehrl in den prachtvollen Marmorsaal des Stiftes, erbaut von Jakob Brandauer. Er zeigt Darstellungen, die mit der Bezwingung der Osmanen zusammenhängen und stellt einen Tempel für Kaiser Karl V dar.

 

Anschließend fuhren wir weiter nach Melk, wo wir unsere Zimmer im Wachauerhof bezogen. Nach dem ausgezeichneten Abendessen flanierten viele von uns noch durch die alten Gasse von Melk und warfen einen Blick auf das wunderbar erleuchtete, über der Stadt thronende Stift Melk.

Im Stift St. Florian mit Chorherrn Ehrl

 

Stift Melk

Am Samstag brachen wir gleich nach dem Frühstück zu einer Führung durch das Stift Melk auf. Im Stift befinden sich neben den Räumlichkeiten des Benediktinerordens ein Museum, eine Bibliothek, mehrere Archive und seit 80 Jahren ein Gymnasium für Buben und Mädchen ohne Internat.

Wir stiegen über die Kaiserstiege zum sogenannten Kaisergang, der 196 m lang ist und auf dessen einen Hälfte Bilder der Babenberger hängen, auf dessen anderer Hälfte Bilder der Habsburger. Die früheren weltlichen Repräsentationsräume, die Kaiserzimmer – unter anderem nächtigte Maria Theresia mit ihrem Gefolge von 240 Personen dreimal im Stift – beherbergen heute das Museum bzw. die Ausstellung. Jeder Raum ist einem anderen Thema gewidmet und bringt den Besucher*innen mit modernen Mitteln die Geschichte der Benediktiner, des Stiftes, sowie die Geschichte des letzten Jahrtausends und Stücke der Sammlungen näher. Wir hörten, dass der älteste Schatz der über 1.000 Jahre alte Melker Altar ist. Der wertvollste Schatz sind Splitter vom Kreuze Jesu im Melker Kreuz, einer Reliquie. Ein Saal ist Joseph II gewidmet, der aus Vernunftgründen einen wiederverwertbaren Sarg einführen wollte. Wir erfuhren, dass das Stift 1089 gegründet wurde und dass heute 22 (früher 108) Benediktiner hier "beten, arbeiten und lesen" (ora et labora et lege). Das Stift wurde vor 300 Jahren, im Barock, so wie es heute zu sehen ist, von Jakob Prandtauer neu gebaut und vor 50 Jahren restauriert. Das Gebäude hat sieben Höfe, 497 Räume und 1365 Fenster. Für die Restaurierung der Bibliothek wurde eine Gutenbergbibel verkauft, dessen Erlös die gesamten Kosten abdeckte. Auch hier gibt es einen Marmorsaal, einen repräsentativen Raum mit einem Deckenfresko mit Scheingewölbe, Stuckmarmor und echtem Marmor. Im Barock wurde Lebensfreude und Dankbarkeit mit Gold für Gott gezeigt, in der Stiftskirche sind aber weniger als vier Kilogramm Gold verarbeitet. Monstranzen sind aus Silber mit Gold überzogen, manchmal mit Edelsteinen aber auch mit Glassteinen, weil die Edelsteine aus Geldnot verkauft wurden.

In den zwölf Räumen der Bibliothek befinden sich 100.000 Bücher, 9.000 davon im großen Prunksaal, 7.000 im kleinen Prunksaal. Es sind einheitlich gebundene wissenschaftliche Bücher, die auch heute noch von Wissenschafter*innen verwendet werden. Das älteste Manuskript ist 1.200 Jahre alt.

Im Anschluss an die Führung konnten wir die Stiftskirche besichtigen, von der Aussichtsterrasse der Nordbastei einen Blick ins Land werfen und durch die Gartenanlage streifen. Der Park wurde erst im Jahr 2000 für die Besucher geöffnet und orientiert sich sowohl an Barockgärten als auch an englischen Landschaftsgärten. Besonders bezaubernd war der liebevoll gestaltete Kräutergarten.

Nach dem Mittagessen im Melker Stiftsrestaurant fuhren wir weiter zum Marillenhof Kausl.

Stift Melk bei Nacht

 

Marillenhof Kausl

Der Familienbetrieb Kausl befindet sich in Mühldorf auf ca. 400 m Seehöhe in malerischer Lage mit Blick auf Weinberge und Marillenplantagen. Mühldorf ist die letzte Marillen- und Weinbaugemeinde von der Donau aus gesehen, dahinter beginnt das Waldviertel mit anderen Kulturpflanzen wie z.B dem Mohn. Hier gibt es auch die höchstgelegenen Weinterrassen Niederösterreichs mit bis zu 700 m Seehöhe. Sehen kann man auch die Burg Ranna (oder Burg Oberranna) den letzten Punkt im Weltkulturerbe Wachau, die derzeit hergerichtet wird. Auf dem ca. 1000 Meter hohen Berg Training wurde bis in die 70er Jahre Graphit abgebaut heute gibt es hier erste Versuche, Wachauer Marillen bis auf 900 m Seehöhe anzubauen.

Die Lagerfähigkeit der Wachauer Marillen beträgt 5 Tage. Moderne Marillen können 20 Tage lang gelagert werden. Daher ist man dazu übergegangen, die Früchte, die nicht schnell verkauft worden waren zu verarbeiten. 1947 wurde die erste Destillationsanlage in Betrieb genommen. Die Marillen müssen täglich aufgelesen werden, solche, die nicht zum direkten Verzehr geeignet sind werden entkernt und passiert, mit Hefe versetzt und nach 20 Tagen, in denen der Zucker in Alkohol umgewandelt wird, im Doppelbrandverfahren destilliert.

Anschließend werden aus dem Destillat verschiedene Produkte hergestellt. Neben dem Marillenschnaps auch Marillenliköre und Marillen-Eierlikör, sowie Marmeladen, Nektar und Frizzante. Seit 1995 wird aus Gerste, Weizen, Roggen, Hafer und Kombinationen daraus Whisky hergestellt, so können die 20 Tage, die die Brennanlage für den Marillenschnaps still steht, überbrückt werden. Nach dem Vortrag konnten wir die Produkte ausgiebig verkosten, diskutieren und auch erwerben.

Gut gelaunt wieder zurück in unserem Bus, fuhren wir ins Donautal und durch die Wachau bis Dürnstein. In dem idyllischen Ort konnte jeder seine Zeit nach Lust und Laune verbringen, was einige zu einem Kaffeehausbesuch veranlasste, während andere fast bis zur Ruine Dürnstein hinauf wanderten.

Am Abend genossen wir im Keller des Wachauerhofs ein vielfältiges Heurigenbuffet. Und auch an diesem zweiten Abend in Melk schlenderten Gruppen von Tirolern durch das kleine Örtchen.

 

Kinderbuchhaus in Oberndorf an der Melk

Der dritte Tag unserer Reise führte uns durch die liebliche Landschaft des Mostviertels im Alpenvorland zum Kinderbuchhaus nach Oberndorf an der Melk. Hier wurden wir von Autorin und Illustratorin Renate Habinger begrüßt, die schon bei der Jahreshauptversammlung 2023 in Innsbruck ihre Kofferbibliothek vorgestellt hatte.

In der unteren Ebene des Kinderbuchhauses, die nicht sehr groß ist, dafür aber die nötige Intimität für Familien bietet, finden die Mitmach-Ausstellungen statt. Die Ausstellungen laufen immer von Mitte September bis Mitte Juni und sind an jedem Samstag von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Es kommen zwischen 4 und 35 Personen. Seit Corona sind die Besucherzahlen etwas zurückgegangen . Sechs Vermittler*innen betreuen die Ausstellungen. Das Angebot ist kostenlos, finanziert wird es durch die Basisförderung vom Land Niederösterreich und eine Projektförderung. Außerdem gab es gleich im zweiten Jahr des Bestehens des Vereins einen Gewinn von 35.000€ beim Bank Austria Kunstpreis, wodurch ein Grundstock aufgebaut werden konnte.

Da heuer das zehnjährige Jubiläum stattfindet ist das Thema "Feste feiern". Es gibt keine Workshops sondern einfach Stationen zum Spielen. Die Kinder dürfen nicht abgegeben werden, es muss mindestens ein Erwachsener mit dabei sein, auch aus rechtlichen Gründen.

Zum zehnjährigen Jubiläum wurde ein Buch herausgegeben, "Lesen ist schön", das die bisherigen acht Mitmach-Stationen beschreibt und einen Einblick in Hintergründe und Herangehensweisen gibt, so wie Fotos und eine Auswahl der verwendeten Bücher zeigt.

Der Eingangsbereich des Kinderbuchhauses wird immer neu gestaltet, um den WOW-Effekt zu erhalten. Da manche Kinder jahrelang kommen, soll ihnen immer etwas Neues geboten werden. Im Moment gibt es einen Gedichte-Luster zum Lesen und Postkarten, um Glückwünsche zu schreiben, sowie den dazugehörigen Briefkasten.

Es gibt verschiedene Bereiche, die bei dieser Ausstellung alle mit dem Thema „Feiern“ zusammenhängen. Als Erstes sehen wir die Backwerkstatt, in der alle Utensilien zum Kuchen backen vorhanden sind und auch wirklich Kuchen gebacken werden können – für die kleineren Besucher*innen gibt es alternativ eine Puppenküche. Weitere Bereiche sind die Schmöckerecke, sowie eine Girlanden-, Druck- und Stempelwerkstatt. Jeder Zentimeter Raum wird verwendet und bespielt, so wird z.B die Badewanne im Badezimmer zum Malen benutzt. In der Bilderbuchbibliothek sind die Bücher nach Illustrator*innen geordnet. Dort steht auch eine Couch, die für jede Ausstellung neu bezogen wird. Im Moment sind Blümchen darauf.

Auf der rechten Seite vom Eingang aus, steht der zweistöckige Festtagstisch, der über eine Leiter erklommen werden kann. Unten feiern die Mäuse Geburtstag (nach dem Buch „Maus mit Haus“), hier kann der Tisch mit Perlen geschmückt werden. Die obere Etage ist Spielfläche für die Kinder und darf dementsprechend mit Tässchen und Tellerchen gedeckt und geschmückt werden.

 

Das Haus gehört Renate Habinger und wird vom Verein angemietet. Es gibt kein Depot, das heißt es muss sehr gut überlegt werden, was noch gebraucht wird. Während der laufenden Ausstellung wird schon über das neue Thema nachgedacht, dass immer mit einem Buch zusammenhängt. Dann werden die Stationen und die Aufbauten überlegt. Mitte Juni werden die alten Stationen abgebaut und sofort mit dem neuen Aufbau begonnen Im Juli finden im oberen Stockwerk die Illustrations- Schreib- und Literaturvermittlungs-Lehrgänge statt. Das Thema der nächsten Ausstellung für den Herbst 2024 heißt: „Hallo Wind, hallo Sonne“ der spanischen Autorin Isabel Minhos Martins.

Während der Öffnungszeit ist eine Mitarbeiter*in anwesend, um neue Eltern einzuführen, aber prinzipiell ist der Spielbereich den Eltern und Kindern überlassen, es können alle Stationen durchgemacht oder einfach nur vorgelesen werden. Das Kinderbuchhaus soll im ländlichen Raum ein Angebot ähnlich dem der Stadt bieten. Die Familien kommen aus dem Ort aber auch aus 100 km Entfernung und nehmen sich einen Tagesausflug Zeit für die Ausstellungen.

 

Im oberen Stockwerk des Hauses finden die Lehrgänge statt und auch die Aufbauten der Mitmachstationen. Der BVÖ hat einige eingekauft und verleiht diese an öffentliche Büchereien. Renate erklärt uns die vorbereitete Mitmachstation „Schlüsselstelle“, die zur Erschließung des Sachbuchbestandes einer Bücherei dient. Auch die Kofferbibliotheken wurden hier entwickelt. Das Kinderbuchhaus erreichen ebenso Aufträge, Material zur Literaturvermittlung zu erstellen, wie z.B von der Nationalbank oder vom Land Niederösterreich (für ein Buchstartprogramm, welches den Titel „Sack und Pack-Musik“ erhielt).

 

Nach zwei Stunden mussten wir uns von dem gastlichen, kleinen Häuschen trennen und uns auf die Rückfahrt nach Tirol machen. Nur mehr zwei Punkte verblieben auf unserem Reiseplan. Die Einkehr beim Mostheurigen Hauer in Ardagger zum Zwecke des Mittagessens und ein kurzer Aufenthalt in Bad Reichenhall für Kaffee und Kuchen. Satt vom Essen und zufrieden von den Erlebnissen und Eindrücken kamen wir zu Hause an und hatten schon eine Idee für die nächste Bildungsreise: das EKZ Reutlingen in Deutschland.

 

Die Kofferbibliotheken aus dem Kinderbuchhaus