IBT-Exkursion zu Tiroler Lesefestungen Ein Bus voller Bibliothekarinnen macht sich am 16. Oktober 2004 auf, das Vereinsleben zu pflegen, den Vorstand zu entlasten und neu zu wählen, sowie die so genannten Tiroler Lesefestungen zu besichtigen.
Erster Ausstieg ist beim Passionsspielhaus in Erl. Wer von Deutschland nach Tirol rast, kommt an dieser weißen Gebäudeschnecke vorbei, in der seit 1959 alle sechs Jahre die Passionsspiele aufgeführt werden. In der Zwischenzeit gibt es darin auch die sagenhaften Erler Wagnerfestspiele. So soll nächstes Jahr ein Weltrekord aufgestellt werden, indem alle Teile des Rings zu einem Marathon zusammengefasst werden. Wagners Traum geht somit in Tirol in Erfüllung. Bemerkenswert ist die Organisation dieses Passionsspiels, ein Verein organisiert schuldenfrei das Programm, das ganze Dorf ist direkt oder indirekt dabei. Ein Modell also, wie eine öffentliche Bücherei organisiert und im Dorf verankert sein könnte. Die Bücherei Erl verdankt ihren großzügigen Raum dem Schülerschwund der letzten Jahre – so wurde schon vor Jahren eine Schulklasse frei, in welche durch einen separaten Eingang die Bücherei eingezogen ist.
Nächster Festpunkt ist die Festung Kufstein mit dem Besuch der Heldenorgel. Die IBT macht daraufhin Nägel mit Köpfen und wählt in der Festungswirtschaft hoch über der Stadt einstimmig den aktuellen Vorstand für die nächsten zwei Jahre. Frau Elfriede Striegl wird erneut als Vorsitzende bestätigt und anschließend stopfen sich alle Leiber in das so genannte Schmachtzimmer, in dem vor Jahrhunderten einmal der schönste Gefangene Europas eingesessen ist und die Frauen jeweils mit einem Schmachtbildchen empfangen und beglückt hat.
Die frische Bücherei Kössen hat in der ehemaligen Lokalität einer Drogeriekette einen zentralen Platz gefunden.
Hier zeigt sich ein schönes Beispiel, wie Bibliotheken heutzutage auf veränderte Dorfstrukturen reagieren könnten: Hinein ins Zentrum, kluge Öffnungszeit und volle Atmosphäre des Dorfkerns! Rund um diese Festungen und lesefestlichen Stationen wuselt das lesende Tirolerland. Die IBT ist ein herzlicher Verein, der einmal im Jahr alle seine Mitglieder persönlich aufsucht, so über das Land verstreut diese auch wohnen mögen. Alle wollen ermuntert weitermachen, das ist der Sinn des Lebens.
Helmuth Schönauer, Universitätsbibliothek Innsbruck